Klosterhof Brunshausen Klosterhof Brunshausen

Geschichte des Kloster(hof)s

Klosterhof, Geschichte 01

Das ehemalige Benediktinerinnenkloster Brunshausen ist eine der ältesten Klosteranlagen Niedersachsens.

Die Liudolfinger, aus denen die ottonischen Könige hervorgingen, besaßen dort einen Herrenhof, auf dem sie in den 850er Jahren ihr ältestes Hauskloster begründeten. Wenig später fand das Kloster in Gandersheim seinen endgültigen Ort. Erste Äbtissin war Hathumod, die älteste Tochter des Gründerehepaares. Schon im Alter von zwölf Jahren wurde Hathumod die Leitung dieses ersten Konvents von Stiftsdamen übertragen. Zunächst siedelte man den Konvent im Kloster Brunshausen an, weil die neuen Gebäude im Tal der Gande erst 29 Jahre später fertig gestellt wurden. Bereits im 10. Jahrhundert begrüßte man in Gandersheim deutsche Könige und Kaiser. Reichsfrei, das heißt nur Papst und Kaiser verpflichtet, entwickelte sich das Stift zu einem religiös wie politisch bedeutenden Zentrum. Dort lebten Kanonissen, meistens adelige Damen, nach kirchlicher Verfassung, aber auch mit weltlichen Befugnissen. Wie Landesfürsten herrschten sie über Volk und dienstpflichtige Ritter. Es entstanden repräsentative Abteigebäude, die von einem ganzen Hofstaat aus Hofdamen, Geistlichen und Bediensteten bewohnt waren.

Elisabeth Ernestine Antonie – Barocke Blüten

Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen
Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen

Eine neue Nutzung und Blüte erfuhr das Kloster unter der Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen, die dem gesamten Gandersheimer Stift zu einer barocken Blütezeit verhalf. In den Jahren 1713-1726 ließ sie in Brunshausen ein Sommerschloss mit Sammlungs- und Studienräumen bauen. Nach dem Umbau des Klosters zum Sommerschloss entstand auch ein Barockgarten. Ab 1726 ließ sie den prächtigen Barockflügel der Abtei mit dem Kaisersaal errichten. Der Bau wurde 1736 abgeschlossen und zeugt von der landesfürstlichen Hofhaltung Elisabeths. Doch nach dem Tod der Äbtissin 1766 wurde das Kloster nur noch als Arbeiterwohnhaus und Speicher der Domäne Clus genutzt. Die Konventgebäude existierten nicht mehr. 1791 musste dann auch der Gottesdienst in der Klosterkirche wegen Baufälligkeit eingestellt werden. Die Folge war, dass das Gebäude 1793 profaniert wurde. Es wurde als Scheune, Schuppen und Reithalle genutzt. 1810 erfolgte die Säkularisation des Stiftes.

Im 20. Jahrhundert

Klosterhof Brunshausen, Auffahrt um 1910
Klosterhof Brunshausen, Auffahrt um 1910

Ab Sommer 1944 bis zum Kriegsende errichteten die Nationalsozialisten im westlichen Klosterflügel eine Kinderpflegestätte für osteuropäische Zwangsarbeiterinnen und im Winter 1944/45 diente die Klosterkirche außerdem als Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Die Insassen hatten im benachbarten Rüstungsbetrieb gearbeitet. Am 4. April 1945 wurde das Außenlager evakuiert und 40 nichtmarschfähige Häftlinge in einem nahen Wald erschossen. Heute erinnert ein Kreuz im Wäldchen Richtung Clus an die Morde.

Nach dem Krieg wohnten zahlreiche Flüchtlinge in und um das Kloster, in ganz Brunshausen über 150 Personen. In den 1980er Jahren beherbergte das benachbarte Kloster eine bunte gesellschaftliche Mischung, von Hippies bis Kurden und Künstlern bis es zu einem Kulturzentrum und später Museum umgebaut wurde.

Portal zur Geschichte

Portal zur Geschichte

Seit 2007 ist in der ehemaligen Klosterkirche das Museum “Portal zur Geschichte – Sammlung Frauenstift Gandersheim” angesiedelt. In der zweiteiligen Ausstellung (Brunshausen und Stiftskirche Gandersheim) stehen ausgewählte restaurierte Exponate aus der einzigartigen Sammlung mittelalterlicher und barocker Textilien des Stiftes. Jeder Besucher hat Gelegenheit, die Gandersheimer Stifts-, sowie Reichs- und Landesgeschichte anhand der Lebensläufe “starker Frauen” zu erleben. Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie bildete einen letzten Höhepunkt in dieser Reihe, die frühmittelalterliche Dichterin Roswitha von Gandersheim (Hrotsvit), die Äbtissin und Königstochter Sophia, die deutsche Kaiserin Theophanu und viele anderen gingen ihr voran.

Der Klosterhof unter Erika & Bernhard Löning

Den 1898 als Staatsdomäne entstandenen Klosterhof übernahmen 1962 Erika & Bernhard Löning als Ausgleichsobjekt für ihren ursprünglichen Hof im Emsland, der damals dem Bau des ersten Atomkraftwerks zum Opfer fiel. Die ersten Jahre bewirtschafteten sie den Hof mit traditioneller Landwirtschaft, erkannten aber, dass der Betrieb in seiner gegebenen Größe, auf Dauer nicht überlebensfähig war und entwickelten neue Ideen – einen Biohof, einen Seminarhof für Tanz und dann den heute unverkennbaren Klosterhof mit Café und Gästehaus. Bernhard Löning startete als Autodidakt seine zweite, künstlerische Karriere als Keramiker in den spätem 1970er Jahren. Heute ist er mit seinen eigenwilligen figurlichen und objekthaften Arbeiten weit über die Region bekannt. Auf dem Klosterhof sind seine Werke im gesamten Hofbereich zu finden.