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Auf den Spuren von Roswitha

Ausflug-Roswitha-Brunnen

Roswitha lebte als Stiftsdame im sächsischen Kanonissenstift Gandersheim, das im Jahre 852 durch Herzog Liudolf von Sachsen gegründet wurde und bis 1810 bestand.Roswitha lebte als Stiftsdame im sächsischen Kanonissenstift Gandersheim, das im Jahre 852 durch Herzog Liudolf von Sachsen gegründet wurde und bis 1810 bestand. Gefördert durch die Nachkommen der Liudolfinger, die ottonischen Kaiser, entwickelte sich Gandersheim im 10. Jahrhundert zu einem der politischen, religiösen und kulturellen Zentren des Reiches. Über die Biografie der Roswitha von Gandersheim, die vermutlich aus einer sächsischen Adelsfamilie stammt, ist nur wenig bekannt. Weder der Geburtsort noch die Lage ihres Grabes konnten bisher ermittelt werden.

Roswithas in Latein verfasstes Werk lässt drei Schaffensperioden erkennen. Schon vor 959 entstanden acht christliche Legenden, deren Vorlagen Roswitha der Bibel sowie bekannten Märtyrer- und Heiligengeschichten entnahm: Das Leben Marias, Christi Himmelfahrt sowie die Lebensgeschichten der Heiligen und Märtyrer Gongolf, Pelagius, Theophilius, Basilus, Dionysius und Agnes. Die sechs überlieferten Dramen der Roswitha entstanden ab etwa 963. In dieser Werkgruppe treten umfassende Bildung und literarische Begabung Roswithas besonders hervor. Sie verband ihre Kenntnis antiker Dichtung und Wissenschaft mit christlichen Motiven zu ebenso unterhaltsamen wie christlich-moralischen Stücken. Den letzten Teil des literarischen Werkes, noch vor 973 entstanden, bilden zwei historischen Epen, die das Stift Gandersheim und die ottonische Kaiserdynastie verherrlichen.

Die erste gedruckte Ausgabe der Werke Roswithas erschien 1501 auf Initiative des Humanisten Conrad Celtis, illustriert mit Holzschnitten aus der Werkstatt Albrecht Dürers. Celtis hatte im Kloster St Emmeram bei Regensburg eine Handschrift der Werke Roswithas aus dem 10. Jahrhundert entdeckt und deren kulturgeschichtliche Bedeutung erkannt.

Heute gelten die Werke der Roswitha von Gandersheim als bedeutende literarische Zeugnisse der Kultur des Mittelalters. Eine gewisse Popularität erhielt die Stiftsdame als „erste deutsche Dichterin“ im Rahmen der nationalen Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert.

In Bad Gandersheim spielt die Erinnerung an Roswitha eine wichtige Rolle. Seit den 1920er Jahren stand sie im Mittelpunkt verschiedener Historienfeiern und seit 1959 finden vor der romanischen Stiftskirche, ebenfalls im Andenken an das Werk Roswithas, die Gandersheimer Domfestspiele statt. Seit 1973 wird jährlich der Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim an eine Dichterin aus dem deutschen Sprachraum verliehen, seit 1975 auch der Roswitha-Ring als Auszeichnung für eine Schauspielerin aus dem Domfeststpiel-Ensemble.

Im Stadtbild erinnern der Roswitha-Gedenkstein vor dem Chor der Stiftskirche (Siegfried Zimmermann, 1962), das Roswitha-Fenster in der Stiftskirche (Klaus Wallner, 1973) und der Roswitha-Brunnen vor der ehemaligen Abtei (Siegfried Zimmermann, 1978) an die Dichterin. Ein zeitgenössisches Portrait ist nicht überliefert.

Die Stadt Bad Gandersheim bietet regelmäßig Stadtführungen unter dem Motto „Auf den Spuren von Roswitha von Gandersheim“ an. Die aktuellen Termine erfahren Sie in der Tourist-Information. (www.bad-gandersheim.de, tourist_at_bad-gandersheim.de)

Quelle: Tourist-Information Bad Gandersheim